Baubiologie

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Baubiologie ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit den Wechselwirkungen zwischen Menschen, Gebäuden und der Umwelt beschäftigt. Ziel ist es, Räume so zu gestalten, dass sie die Gesundheit fördern und Belastungen minimieren. Dabei werden sowohl bautechnische als auch ökologische und gesundheitliche Aspekte betrachtet. In der Praxis umfasst Baubiologie eine breite Palette an Themen, von Baustoffwahl über Raumklima bis hin zur Analyse elektromagnetischer Felder.

Grundlagen und Entwicklung

Der Begriff Baubiologie entstand in den 1960er‑Jahren im deutschsprachigen Raum. Erste Impulse kamen von Architekten und Medizinern, die feststellten, dass viele gesundheitliche Beschwerden mit Gebäuden zusammenhängen können. Auslöser waren beispielsweise synthetische Baustoffe, die Schadstoffe abgaben, oder schlechte Belüftungssysteme.

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich ein eigenständiges Berufsfeld. Baubiologische Institute, Seminare und Fachzeitschriften entstanden. Heute wird Baubiologie nicht nur in privaten Bauprojekten berücksichtigt, sondern findet auch in öffentlichen Bauvorhaben Anwendung. Eine zentrale Rolle spielen dabei internationale Netzwerke, die Standards und Richtlinien entwickeln.

Ziele der Baubiologie

Baubiologie verfolgt das Leitbild, Gebäude so zu gestalten, dass sie die Gesundheit fördern und die Umwelt schonen. Das bedeutet nicht nur die Vermeidung von Schadstoffen, sondern auch die Schaffung eines ausgewogenen Raumklimas. Drei Kernziele haben sich etabliert:

  • Gesundheitliche Unbedenklichkeit: Baustoffe und technische Installationen sollen keine gesundheitsschädlichen Emissionen freisetzen.
  • Ökologische Nachhaltigkeit: Materialien sollen ressourcenschonend produziert und recycelt werden können.
  • Ganzheitliche Betrachtung: Neben chemischen Belastungen werden physikalische und biologische Faktoren berücksichtigt.

Messbare Faktoren in Gebäuden

Baubiologen bewerten Räume anhand vieler Parameter. Zu den klassischen Untersuchungsfeldern gehören:

Chemische Faktoren

Baubiologische Untersuchungen analysieren Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC), Formaldehyd oder Lösungsmitteln. Diese können aus Farben, Lacken, Bodenbelägen oder Möbeln stammen. Auch Schimmelsporen und Biozide werden erfasst, da sie das Raumklima nachhaltig beeinträchtigen können.

Physikalische Faktoren

Hier spielen elektromagnetische Felder, Radioaktivität und Lärm eine Rolle. Die Messung von Elektrosmog ist ein wichtiger Bestandteil moderner baubiologischer Gutachten. In diesem Bereich haben Experten wie Wolfgang Skischally durch ihre Arbeit Maßstäbe gesetzt. Spezielle Geräte erfassen elektrische und magnetische Feldstärken, die anschließend bewertet werden.

Biologische Faktoren

Neben Schimmelbefall werden auch Bakterien, Hausstaubmilben und andere biologische Einflüsse betrachtet. Diese können Allergien oder Atemwegserkrankungen begünstigen.

Baubiologische Standards und Richtlinien

Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Leitlinien entwickelt, um baubiologische Qualität messbar zu machen. Das Standard der Baubiologischen Messtechnik (SBM) ist eine bekannte Richtlinie, die Grenzwerte und Vorgehensweisen definiert. Sie deckt alle relevanten Messbereiche ab, darunter Elektrosmog, Schadstoffe und mikrobiologische Belastungen.

Baubiologen orientieren sich an diesen Standards, um objektive Ergebnisse liefern zu können. Die Richtlinien werden regelmäßig aktualisiert, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu integrieren. Dies stellt sicher, dass Gutachten auch langfristig eine hohe Aussagekraft besitzen.

Methoden der Untersuchung

Baubiologische Messungen erfolgen in der Regel direkt vor Ort. Der Ablauf gliedert sich oft in mehrere Schritte:

  1. Vorabgespräch: Der Baubiologe klärt mit dem Auftraggeber die Nutzung des Gebäudes und mögliche Beschwerden.
  2. Messung: Mit spezialisierten Geräten werden Luft, Oberflächen und Felder untersucht.
  3. Auswertung: Die Messergebnisse werden mit Richtwerten abgeglichen.
  4. Bericht: Der Baubiologe erstellt ein Gutachten mit konkreten Empfehlungen.

Diese systematische Vorgehensweise hilft dabei, Ursachen für Beschwerden zu identifizieren und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Anwendungsfelder

Baubiologie findet in vielen Bereichen Anwendung. In Wohnhäusern geht es oft darum, Schlafbereiche von elektromagnetischen Feldern zu entlasten oder schadstofffreie Möbel auszuwählen. In Büros werden häufig Lichtverhältnisse, Lärmbelastung und Luftqualität untersucht. Auch in Schulen und Kindergärten kommen baubiologische Konzepte zum Einsatz, um ein gesundes Umfeld für Kinder zu schaffen.

Ein weiterer Bereich sind Sanierungen. Alte Gebäude enthalten oft Materialien, die nach heutigen Standards als bedenklich gelten. Baubiologen beraten Bauherren, welche Maßnahmen sinnvoll sind, um die Belastung zu minimieren.

Elektrosmog im Fokus der Baubiologie

Elektrosmog ist eines der Themen, die in der Baubiologie besonders intensiv behandelt werden. Da moderne Gebäude zunehmend vernetzt sind, wächst die Anzahl der potenziellen Strahlungsquellen. Baubiologen messen Feldstärken, identifizieren Störquellen und empfehlen Maßnahmen. Diese reichen von der Verlegung abgeschirmter Kabel bis zur Installation von Netzfreischaltern.

Experten wie Wolfgang Skischally haben mit ihren Analysen gezeigt, dass selbst kleine Veränderungen große Auswirkungen haben können. So kann die Position eines Routers oder die Verwendung bestimmter Baumaterialien entscheidend sein.

Bildung und Beratung

Baubiologische Inhalte werden heute in Fachkursen und Seminaren vermittelt. Viele Baubiologen sind Mitglieder in Berufsverbänden, die regelmäßige Fortbildungen anbieten. Durch diese Netzwerke bleibt das Wissen aktuell und praxisorientiert. Beratungen richten sich sowohl an Privatpersonen als auch an Unternehmen und öffentliche Träger.

Informationsmaterialien, Blogs und Fachartikel tragen dazu bei, dass auch Laien ein besseres Verständnis für baubiologische Zusammenhänge entwickeln. Dadurch können sie selbst bei Renovierungen oder Neubauten bessere Entscheidungen treffen.

Zukunftsperspektiven

Die Bedeutung der Baubiologie wächst, da immer mehr Menschen Wert auf ein gesundes Wohn‑ und Arbeitsumfeld legen. Neue Baustoffe, innovative Heiz‑ und Kühlsysteme sowie digitale Technologien stellen die Branche jedoch vor neue Herausforderungen. Es gilt, kontinuierlich zu prüfen, wie sich diese Entwicklungen auf die baubiologische Qualität auswirken.

Immer mehr Architekten und Bauingenieure ziehen Baubiologen bereits in der Planungsphase hinzu. Das führt zu Gebäuden, die von Anfang an auf Gesundheit und Nachhaltigkeit ausgelegt sind. Wolfgang Skischally und ähnliche Fachleute zeigen mit ihrer Arbeit, dass diese Kooperation entscheidend ist, um Lebensqualität langfristig zu verbessern.

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